Kathrin Senf Sassnitz . Fährhafen

In Sassnitz glich der Bahnhof Rügendamm und der Fährhafen nach Trelleborg / Schweden ­einem Hochsicherheitstrakt mit Stacheldraht und Wachtürmen. Nicht weit vom Bahnhof entfernt gab es eine Art Aussichtsplattform (von den Einheimischen „Sachsenblick“ genannt), von der aus man einen guten Blick über die Hafenanlagen hatte. An diesem Silvesterabend zogen meine Freunde und ich, mit Gläsern und Sektflaschen in den Händen, an eben jenen Ort und fanden, wie man schon gemunkelt hatte, die Wachhütte am seitlichen Abstieg, wie überhaupt sämtliche Sicherheitsposten, verlassen vor. Es war die Zeit der Ratlosigkeit, der Grenzen­losigkeit, der Anarchie, und lärmend fassten wir den Beschluss, hinunterzusteigen, um auf der großen Fähr-Zubringer-Brücke miteinander anzustoßen. Heimlich machte ich einige Fotos, denn die Erfahrung hatte mich Vorsicht gelehrt.