Eva Mahn Halle / Saale, Universitätsplatz

Halle / Saale, Universitätsplatz

Viele meiner Freunde hatten die DDR schon legal oder illegal verlassen, zuletzt der Vater ­meiner Tochter. Er hatte alles zurückgelassen, was er besaß: unvollendete Wandmalereien, seine Bilder und Grafikauflagen, ein Auto, das Segelboot, die Bücher. Es war üblich, dass der Staat die Wohnung versiegelte und alles beschlagnahmte. Die Familie hatte keinerlei Anspruch auf irgendetwas. Bedrückend kam hinzu, dass ganze Straßen mit Fachwerkhäusern im Stadt­zentrum von Halle gesprengt und abgerissen wurden. Alles Vertraute, Heimat und Bindung verflüchtigten sich in rasantem Tempo. Es war, als ob mir der Teppich unter den Füßen weg­gezogen wurde. In dieser Situation fotografierte ich mit Wut und Trauer meine zusammen­fallende Stadt.