Wiebke Loeper Mollstraße 31 . Helikopter und Staatskarossen

Mollstraße 31 . Helikopter und Staatskarossen
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7. Oktober 1989, 40. Jahrestag der DDR, Ostberlin, Blick vom Balkon unserer Wohnung im 17. Stock aus dem Hochhaus, Mollstraße 31. Einige Tage vor der Militärparade zum 40. Jahres­tag der DDR kreist ein Hubschrauber über dem Straußberger Platz. Ich bin 17 Jahre alt und in der 12. Klasse. An unserer Schule, der EOS Carl von Ossietzky, fand schon ein Jahr vorher eine Unterschriftensammlung gegen die jährliche Parade statt. Die Staatssicherheit schritt ein. Schon am nächsten Tag sagen Schüler unter Druck gegeneinander aus. Auf dem Fahnenappell werden vier Schüler abgeurteilt und von der Schule verwiesen. Wir stehen stumm da. Ich fühle Ohnmacht. Über uns kreist die kontrollierende, undurchsichtige Allmacht. Am 7. Oktober 1989 parken unten vor unserem Haus die Karossen der Staatsleute, die auf der Karl-Marx-Allee auf der Tribühne stehen, während die Militärparade vorbeirollt. Im Fernsehen läuft die Übertragung, die Autos warten.