Harald Kirschner Krakow . DDR-Kulturzentrum

Krakow . DDR-Kulturzentrum
Krakow . DDR-Kulturzentrum Krakow . DDR-Kulturzentrum

Anfang Oktober waren Fotografenkollege Michael Scheffer und ich in Krakow, um eine Aus­stellung Leipziger Fotografen mit dem Titel „Die Stadt“ im Rahmen der dortigen Leipziger Kultur­tage aufzubauen und zu eröffnen. Mit der Ahnung, dass sich in Leipzig in diesen Tagen Wichtiges ereignen würde, gingen wir mit gemischten Gefühlen auf die Reise. Doch Krakow verblüffte uns. Wir erlebten von unserem Hotelzimmer aus, wie der spanische König Juan ­Carlos durch eine große Menschenmenge auf dem Krakower Markt begeistert empfangen wurde. Gleichzeitig rief man in der Stadt auf Flugschriften zu einem Meeting für die Freiheit in der DDR und für den Abriss der Berliner Mauer auf. Die Polen bekundeten ihre Solidarität mit Leipzig und dem „Neuen Forum“. Bei einem Besuch im Krakower Büro von „Solidarnosc“ wurden wir als Leipziger sehr herzlich begrüßt.

Höhepunkt war dann eine Aktion der polnischen unabhängigen und oppositionellen Jugendinitiative WiP (Freiheit und Frieden): Einige Mitglieder mauerten symbolisch den Eingang des DDR-Kulturzentrums zu, erinnerten an die Mauertoten, brachten Losungen und Plakate an. Der Staat DDR wurde negiert. Nicht die „DDR“, sondern das „D“ für Deutschland war aktuell. ­Polnische Jugendliche dachten hier schon weiter, als noch keiner in Leipzig, Dresden oder Berlin an eine Wiedervereinigung glaubte.

Das war am 5. Oktober.