Karin Wieckhorst Köln/Rom

Köln/Rom
Köln/Rom Rom, Kolosseum Köln, Porschewerkstatt

Heimlich in Rom  Sommer 1989. In meinem Atelier wohnt Paola aus Rom. Sie ist in Leipzig zu einem Studienaufenthalt an der Universitätsbibliothek. Zu dieser Zeit ist bereits ein Visum über den Verband Bildender Künstler für eine Reise nach Köln für eine Ausstellung in der KAOS Galerie beantragt. Wir machen Pläne. Wenn in Köln meine Ausstellung „Begegnungen in Ateliers“ eröffnet ist, komme ich zu ihr nach Rom. Am 6. September erhalte ich in Berlin ein Dienstvisum, mehrmalig gültig bis zum 30.11.1989. Ich fahre mit meinem Trabant sofort nach Köln. In der Kölner Stadtverwaltung beantrage ich einen grünen Reisepass, der ist gültig ab dem 19. September 1989 bis zum 18. September 1990. Am 21. September fahre ich nach München und feiere dort mit Freunden meinen 47. Geburtstag auf der Ilka Höhe. Nach einigen Tagen München steige ich in den Nachtzug nach ROM. Im Zug wird mir ein Teil meines ­geschenkten Westgeldes gestohlen, aber ich komme in Rom an und wohne bei Paola, unweit des Petersplatzes. Mit ihr und auch ganz allein streife ich durch Rom – ich laufe zum Kolosseum, komme zur Spanischen Treppe, gelange zu einem großartigen Gebäude – es ist das Pantheon –, ich stehe darin und blicke durch die Öffnung zum Himmel. Um mich herum überall Touristen und ich – ganz heimlich mittendrin. Das ist ein ungewöhnliches Gefühl, es ist, als ob ich schwebe, als liefe ich mit einer Tarnkappe herum – so werde ich niemals wieder Rom ­erleben! Auf einem der sieben Hügel sehe ich zwei Frauen. Sie kommen mir bekannt vor, ich spreche sie an: Es sind Frau Badstüber aus Berlin und Gerda Lepke aus Dresden. Sie sind offiziell da. In Rom bekomme ich Fieber. Ich werde krank. In Leipzig ist die Revolution im Gange, und ich bin so weit entfernt! Am 3. Oktober verlasse ich Rom. In Köln wird inzwischen mein ­Trabi auf die rechte Seite gelegt. Die Türklinke hat dadurch die Tür zerplatzt. Ich jammere und klage, denn es ist schwer, in der DDR eine neue Tür zu finden. Peter weiß Hilfe. Wir fahren in die Porschewerkstatt Zimmermann am Rande von Köln. Mein Trabi steht nun neben den ­Porsches und staunenden Monteuren. Die Tür wird gekittet und gespachtelt – ich bin gerettet. Am ­9. Oktober bin ich wieder in Leipzig. Genau um 18 Uhr fahre ich mit meinem Trabi am Hauptbahnhof vorbei und spüre die große dumpfe Spannung, die in Leipzig herrscht. Ich bin in der aktuellen Weltgeschichte endlich angekommen.