Günter Starke Dresden-Neustadt, Prießnitzstraße 39 . Zeitgefühl-Kinderspiel

Dresden-Neustadt, Prießnitzstraße 39 . Zeitgefühl-Kinderspiel
Dresden-Neustadt, Sebnitzer Straße . Familie H. Dresden-Neustadt, Prießnitzstraße 39 . Zeitgefühl-Kinderspiel Dresden-Neustadt, Kamenzer Straße . Sebastian K. vor seiner Ausreise

Meine Fotos sind Teil einer umfassenden Dokumentation des Lebens in der Dresdner Äußeren Neustadt. Die Äußere Neustadt, in der ich seit 1980 lebe, war bedroht vom Abriss der Gründerzeithäuser und der Bebauung mit seelenlosen WBS 70-Bauten. Mich interessierte die Vielfalt der vorhandenen Lebensformen, die Kreativität in den vom Staat schwer zu kontrollierenden Nischen, die Versuche, inmitten der verfallenden Bausubstanz ein „normales“ Leben zu organisieren, das Nebeneinander von Aggressivität und Solidarität.

Mit „zufälligen“ Fotos auf den Straßen, Höfen und Spielplätzen näherte ich mich meiner Umgebung (Beispielfoto „Kinderspiel“). Diese Fotos waren „Türöffner“ zu den Läden, Werkstätten und zuletzt auch Wohnungen meiner Nachbarn.

1989 war in der Äußeren Neustadt, mehr als in anderen Stadtteilen Dresdens, das Ende der DDR zu ahnen. Ständig reisten Nachbarn aus, viele Menschen resignierten oder gruben sich auf ihren Nischen ein. Künstler im Viertel solidarisierten sich und begehrten auf. Ich versuchte, dies alles mit einem „neutralen Blick“ zu erfassen.

Heute, zwanzig Jahre später, freue ich mich über die bauliche Rettung unseres schönen Stadt­viertels, bedauere die sogenannte „soziale Aufwertung“, die letztlich nur eine soziale Auslese und Normierung ist. Das Lebendige verschwindet und wird durch Konsum ersetzt.